Freitag, 18. Januar 2013

Die Verfilzung des Klerus mit der Politik

"Ein Bürgermeister sagt sich natürlich auch, eine Schule ist für mich ein Standortvorteil. Und für uns eben ein hohes Interesse hier vor Ort auch mit der Kirchengemeinde gemeinsam Bildungsarbeit aber auch Glaubensarbeit zu leisten. Und je jünger die Menschen sind, umso eher kann man sie für die Kirche gewinnen, für ein kirchliches Leben. Und das ist die Idee die dahintergestanden hat."
Frank Olie, von der evangelischen Schulstiftung Berlin und Brandenburg (ab Minute 32:23 im Video)

"Kein Mensch wird dazu gezwungen in kirchlichen Einrichtungen arbeiten zu wollen. Jeder hat die Entscheidung. Die Kirchen haben dabei kein Monopol auf Kindergärten oder auf Schulen oder was auch immer, sondern jeder kann sich frei entscheiden ob er dort tätig sein will oder nicht. Und deshalb unterwirft sich jeder freiwillig auch den Bedingungen die dort gelten"
Norbert Barthle (ab Minute 39:15 im Video)

Gott hat hohe Nebenkosten - Doku über die Besonderheiten kirchlicher Arbeitgeber

Es geht mir jetzt gar nicht so sehr um die - nach meinem Rechtsverständnis - skandalöse Finanzierung der kirchlichen Sozialeinrichtungen und deren Bevorzugung staatlichen Einrichtungen gegenüber. Viel gravierender für mein Empfinden ist der Umstand, dass die Menschen, welche dort arbeiten wollen oder auch müssen, da sie keine andere Möglichkeit für sich sehen, der jeweiligen Glaubensgemeinschaft beitreten müssen um eine dauerhafte Anstellung zu bekommen. Weder die katholische noch die evangelische Kirche akzeptieren auf Dauer Konfektionslose oder Andersgläubige als Mitarbeiter in ihren Reihen, wobei die katholische Kirche mir um einiges rigoroser erscheint. Wie in der Doku dargestellt schreckt diese selbst vor Denunziation (öffentliche Brandmarkung) nicht zurück.
Der Staat zieht sich immer mehr aus seinen sozialen Einrichtungen zurück und wie es aussieht springen die Kirchen nur zu gern in diese entstehende Lücke um sie zu schließen und ihren Machtbereich wieder zu erweitern. Hier bietet sich nämlich eine Möglichkeit die Kirchenaustritte zu kompensieren. Kontinuierlich wird der Sozialstaat abgebaut und die Kirchen, die nach wie vor in der Gesellschaft (zu Unrecht) den Status von gemeinnützigen Vereinen haben, holen sich als Arbeitgeber auf erpresserische Weise einen Teil der verlorenen Schäfchen wieder zurück.
Welche Konsequenzen derart gestalteter Arbeitsverhältnisse (obwohl zu 100 % von allen Steuerzahlern finanziert, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, nicht von der Kirchensteuer) haben kann, zeigt aktuell der Fall einer möglicherweise vergewaltigten Frau in Köln. Es wird einfach die Behandlung einer in Not geratener Person verweigert. Sich jetzt mit "Missverständnis" herauszureden ist einfach nur billig und für mich nicht glaubwürdig. In Not geratenen Menschen darf die Hilfe nicht verweigert werden! Ohne Wenn und Aber. Punkt. Denkbar wäre übrigens auch, dass irgendwann nur noch die Mitglieder der eigenen Konfession Zugang zu deren Einrichtungen haben.

Grundgesetz
Artikel 3, Absatz 3:
Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Gilt das Grundgesetz für die Kirchen nicht?

Was mich jetzt noch interessieren würde, gibt es in Deutschland Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser die von Muslimen oder anderen Glaubensrichtungen geführt werden? Und wenn ja, werden sie dann auch vom Steuerzahler finanziert? Was ihnen dann selbstverständlich zustehen würde.

Die christlichen Werte von denen vor allem Pfarrer Schiffers so viel spricht haben sich mir übrigens nicht erschlossen. Sehr wohl verstanden habe ich allerdings Frank Olie, dass je jünger der Mensch ist umso besser und nachhaltiger manipuliert werden kann.
Die Werte nach denen ich mein Leben von jeher ausgerichtet habe und auch weiterhin lebe sind:
Helfen wo ich helfen kann, alles was meinen Weg kreuzt zu respektieren, keinem willentlich Schaden zuzufügen und für alles was ich tue die Verantwortung übernehmen und dafür geradezustehen.

Paulinchen
 

1 Kommentar:

  1. Ich warte eigentlich nur auf die Meldung (und ich wette drauf, dass das kommt), dass jemandem eine Sperrfrist bzw. Sanktion aufgedrückt wird, weil er sich nicht hat taufen lassen und so folge"richtig" seine Festanstellung riskierte.
    Der Schäuble hatte ja als Minister unter Kohl gesagt, als es um christliche Asylbewerber aus arabischen Ländern ging, man könne ja seinen Glauben "im stillen Kämmerlein" ausüben und Verfolgung aus religiösen Gründen sei kein Asylgrund.
    -->Also könnte man sich ja pro forma taufen lassen und einfach nicht glauben. Atheismus ist doch kein Grund, seine Arbeitsstelle zu riskieren...

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