Montag, 29. November 2010

Die systematische Vermarktung der Armut

"Entwicklungshilfe ist, wenn viele arme Leute eines reichen Landes wenigen reichen Leuten eines armen Landes Geld spenden."
Denis Healey

Das Auslandsjournal vom 24. November brachte unter anderem den Bericht: Der Millionenschwindel von Kibera und wer genau zuhört erfährt, warum das Elend auf der Welt nicht weniger, sondern immer mehr wird. Ein Student aus Kibera sowie der Sprecher bringen es auf den Punkt.
Student: "Sie leben alle von diesem Slum und alle haben deshalb ein Interesse daran, dass die Leute so bleiben wie sie sind, und dass die Verhältnisse so bleiben wie sie sind. Würden sich die Lebensbedingungen verändern, würden die Leute hier plötzlich in tollen Klamotten rumlaufen, wäre das schlecht. Für die würde doch keiner mehr spenden. An Kibera hängen viele Jobs. Das ist eine richtige Industrie."
Sprecher: "Jetzt ist Kibera den Titel des Rekortslums los. Darüber sind alle traurig. Sogar - man glaubt es kaum - die Armen aus Kibera selbst."
Student: "Für viele ist es eine Frage von Stolz und eine Frage der eigenen Identität im größten Slum Afrikas zu leben. Ein Teil dieser großen Gesellschaft zu sein, gibt den Leuten das Gefühl, nicht so verletzlich zu sein. Wenn du arm bist und nur ein paar wenige Leute zählst, fühlst du dich schwach, aber wenn du arm bist und eine Million Leute zählst, dann bist du stark und fühlst dich stolz dazuzugehören."
Sprecher: "So aber leben sie nur in einem Slum von vielen, genauso arm wie vorher, denn das Geschäft mit ihrer Armut haben andere gemacht."

Wer jetzt aufatmet und denkt: 'Gott sei Dank lebe ich hier und nicht dort, hier kann mir das nicht passieren, der sollte sich mal mit offenen Augen im schönen Europa umsehen. Die Fratze der Armut zeigt sich auch hier schon ziemlich deutlich und zwingt immer mehr Menschen aufzuwachen aus dem Traum alles haben zu können. Gut es mag sein, dass es nicht so drastisch bei uns wird wie z.B in Afrika, Bangladesh oder Indien*. Doch diese Menschen haben uns eines voraus, sie kennen keinen Konsumterror und haben nicht mit den Schatten des westlichen Wohlstands zu kämpfen. Sie wissen, wie man überlebt und mit sehr wenig aus kommt.

Sind Afrika, Indien und viele andere Länder unseres Planeten wirklich auf Spenden angewiesen und wenn ja WARUM? 
Meiner Meinung nach sind die Verhältnisse in Staaten in denen die Mehrheit der Bevölkerung in bitterster Armut lebt obwohl sie reich an Rohstoffen sind, dem Kolonialismus und Imperialismus geschuldet. Solange wir - der angeblich zivilisierte Westen - nicht aufhören anderen Ländern ihre Rohstoffe zu stehlen und die Bevölkerung zu unterdrücken und terrorisieren wird sich an den bestehenden Verhältnissen auch nichts ändern. Erst wenn jeder bereit ist die richtigen Fragen zu stellen wird er auch die Antworten finden die zur nachhaltigen Beseitigung von Not und Elend führt.

"Armer Mann und reicher Mann
standen da und sahn sich an.
Und der Arme sagte bleich:
wär ich nicht arm, wärst du nicht reich."
Berthold Brecht

Ich verstehe Berthold Brecht so: Wenn jeder sich nur das nimmt was er im jeweiligen Moment seines Lebens braucht, wäre für jeden genug vorhanden und Spendengalas für die Welthungerhilfe wären überflüssig.

*Es widerstrebt mir von der "Dritten Welt" zu sprechen, da es für mich nur eine Welt gibt.

Paulinchen

1 Kommentar:

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