Dienstag, 13. April 2010

Die ungehörten Rufe der Kassandra

Viele Menschen zensieren sich selbst, indem sie Informationen, aus welchen Gründen auch immer, abblocken. Oft landen selbige zu schnell in diversen Schubladen. "Verschwörungstheorie", "Braune Soße", "Antisemitismus", "Esoterik" sind besonders beliebt und obendrein sehr effektiv. Wie ich darauf komme? Nun ich schöpfe aus eigenen Erfahrungen, befand ich mich doch lange Zeit selbst in dieser misslichen Lage.

Vor vielen Jahren spielte mir der Zufall ein Buch in die Hände - geschrieben von einem noch sehr jungen Menschen - dessen Inhalt mein damaliges Weltbild komplett auf den Kopf stellte. Jenes Buch enthielt viele brisante, historische Dokumente, die nach langer Zeit der Geheimhaltung an die Öffentlichkeit kamen, sowie Schlussfolgerungen des Autors. Um abzuwägen, wie mein zerbrochenes Weltbild neu zu gestalten war, konfrontierte ich mein näheres Umfeld mit den neu gewonnen Einsichten. "Verschwörungstheorie", "Antisemitismus", "Braune Soße" riefen sie. Jedes Wort traf mich wie ein Peitschenhieb. Zutiefst erschrocken zog ich mich zurück und vermied es weiter darüber zu reden.

Nach außen sah es so aus, als hätte sich dieses Thema für mich erledigt, innerlich jedoch arbeitete es ohne großes Zutun von mir weiter. Meine unstillbare Neugier und die permanente Frage "WARUM" waren meine treuesten Helfer und sorgten für immer neue Nahrung, damit der gelegte Samen wachsen konnte.

Dann geschah etwas Wunderbares. Mir begegnete eine Frau, die meine beste Freundin werden sollte. Sie lehrte mich Hören, Sehen, Verstehen und vor allem Streiten. Mit ihr konnte ich in die Tiefe gehen und die Themen die mich beschäftigten ausdiskutieren. Lange Rede, kurzer Sinn, sie zeigte mir meine Stärken und Schwächen und mittlerweile sind wir beide ein unschlagbares Team. Für mich wurde sie zum "I-Tüpfelchen" meines Lebens.

In jeder Information* steckt ein Körnchen Wahrheit, dass es wert ist gefunden zu werden. Jeder, der wissen will, tut gut daran dieses "Körnchen Wahrheit" zu suchen. Möglicherweise ist ja für den ein oder anderen Leser diese Leseempfehlung der Anfang einer Entdeckungsreise und er kann Kassandra als das erkennen, was sie ist, eine Warnerin vor kommendem Unheil.

Paulinchen

*Den Begriff Information verwende ich nicht für Aussagen wie:
  • "Die Juden streben die Weltherrschaft an."
  • "Ausländer raus"
  • "Deutschland den Deutschen"
  • "Alle Arbeitslosen sind Schmarotzer und arbeitsscheu"
  • und ... und ... und ...
Aussagen dieser Kategorie gibt es unendlich viele. Es sind Behauptungen, persönliche Meinungen die keiner ernsthaften Überprüfung standhalten. Das unselige daran ist, dass sie sich lange im Verborgenen halten und je nach Zeitgeist mit Macht hervorbrechen. Dass diese Art der Manipulation immer wieder funktioniert, zeigt die Meinungsmache im Rahmen der Hartz-IV-Debatte sehr gut auf.

5 Kommentare:

  1. Na ja.
    Das mit der Wahrheit ist so eine Sache. Ab einer gewissen Anzahl von Körnchen von Wahrheit, wird die große Wahrheit gerne verdeckt. Auch bei Herrn Westerwelle wird ja oft gesagt; "In manchem hat er ja Recht". Bei Esoterik fallen mir die Unmengen an Gurus ein, die in den 80igern jede Menge Wahrheiten zusammengewürfelt hatten, um damit selber Geld zu verdienen. Manche Körner erklären lediglich sinnlos lang Strände zum Urlaubsparadies, die bereits genauso lange vergiftet sind. Deshalb sind solche Marker gar nicht so schlecht, um Vorsicht walten zu lassen. Auch gibt es den Unterschied zwischen "Es könnte sein", und "Es ist so", - was die Unterscheidung zwischen wacher Aufmerksamkeit und Verschwörungstheorie letztendlich ausmacht. Das viele braune Helden (in jedem politischen Farbspektrum) sich besonders gerne des letzteren bedienen, ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen. Andererseits gibt es durchaus die Figuren, welche die Menschheit gerne auf ein paar Millionen reduzieren würden.
    Ich verstehe allerdings jetzt nicht was das mit dem Buch von Hans-Peter Martin und Harald Schumann zu tun hat. Ich hab's zugegebenerweise nicht gelesen, was ich wohl nachzuholen habe, aber oberflächlich betrachtet wirken beide auf mich nicht wie Verschwörungstheoretiker, oder Anhänger rechten Gesinnungsgutes. Eher das Gegenteil. Aber wie bereits zugegeben. Oberflächlich.

    Der Vergleich mit Kassandra hinkt für mich allerdings ein wenig. Als Warnerin, - ok, aber viel zu viele sehen sich heute als Seher/in, und so wird aus Aufmerksamkeit schnell mal Verschwörung.

    Danke für die Buchempfehlung.

    AntwortenLöschen
  2. Liebes Paulinchen,
    Habe vielen Dank für diese interessante Leseempfehlung. Leider schaffe ich nicht mal das Pensum meines Pflichtlesefutter und der Bücher und Broschüren die ich von früher her kenne und ab zu wieder durchackere. Da sind solche Auszüge wie dieses schon der Mühe wert (He, war mal der Name einer Kleingärtensparte bei Fürstenwalde (an der Spree), als ich aus dem Zug das Schild sah mußte ich immer lachen :).
    Eine Auswahl, mindestens nach persönlichen Kriterien, muß man schon machen.
    Nenne es meinetwegen Selbstzensur und Abschottung,wie Du willst, aber wir haben deshalb bewußt kein Fernsehapparat im Hause und bestimmte Nachrichtenquellen der „freien Welt“ werden bewußt gemieden, weil man im Voraus weiß woher der Wind weht.
    Man sollte gewarnt sein, auch vorgeblich „objektive“ Quellen sind keineswegs „neutral“. Im Internet. ist es z.B erwiesen daß „Wikipedia“ manipuliert wird und oft von – sowohl raffinierte als plumpe – Lügen strotzt. Auch mit der Bedienung der Suchmaschine von Google ist Vorsicht geboten. Frei nach Vorsitzenden Mao Zedong : „Laß tausend Blumen blühen, das Unkraut vernichten wir schon (hoffentlich beizeiten!) selbst“ Die Unkenrufen von Kassandra(s) kann ich mich problemlos anhören ;)
    Ich bin eben nach wie vor eine mündige kritische Bürgerin der DDR. Da hat man schon Pferde vor der Apotheke kotzen gesehen!!!
    Grüße auch ganz lieb Margitta von mir,
    Nadja
    <3

    AntwortenLöschen
  3. Liebe Nadja,

    was meinst Du mit "eine mündige kritische Bürgerin der DDR"?

    AntwortenLöschen
  4. Lieber Antiferengi,

    das Buch "Die Globalisierungsfalle - Der Angriff auf Demokratie und Wohlstand" wurde 1998 geschrieben und das beim Lesen und Beurteilen zu berücksichtigen, ist meiner Meinung nach wichtig. Vor 12 Jahren sah die Welt ja noch ganz anders aus.

    AntwortenLöschen
  5. Liebe Margitta,
    Ganz einfach wie es im Motto meines Blogges steht! Ich habe mich in 1989-90 von den arroganten BRD-Behörden nicht einverleiben lassen. Nachdem die BRD das Brüsseler Konsulat der DDR übernommen hatte, bekam ich einen Brief betr. der Verwaltung meiner Akte und um Bundesfleppen zu bekommen. Das habe ich glatt geweigert, war darauf nicht angewiesen, hätte noch lieber einen Nanssen-Paß als das.
    In unserem Staat wurde ich zu eine mündige kritische Bürgerin erzogen, die sich auch wo erforderlich gegen Bürokraten und Meinungsmacher wider- und durchsetzen konnte. Das ist mein Stolz. Mir macht man nicht so schnell eine X für eine U vor.
    Kannst in meinem Blog einiges nachlesen: Ich bin vor 25 Jahre LEGAL aus der DDR nach Belgien (nicht zum „goldenen Westen“) ausgereist. Das war nicht selbstverständlich, hat sich aber gelohnt!:)
    Aus meiner flämischen Sommerfrische grüßt ganz herzlich,
    Deine Nadja

    AntwortenLöschen