Dienstag, 23. Juni 2009

Die Würde des Menschen ist unantastbar!

Was bedeuten diese Worte für mich?
Was empfinde ich, wenn ich diesen Satz auf mich wirken lasse?
Welches Bild entsteht vor meinem geistigen Auge bei dieser Aussage?

Seit Tagen beschäftigten mich nun diese Fragen und es gelang mir nicht eine befriedigende Antwort darauf zu finden. Alles war nebulös und nichtssagend. Also gab ich den Suchbegriff: "Würde des Menschen" bei Google ein und bekam 24.200.000 Ergebnisse. Zum Glück fand ich gleich auf der ersten Seite einen Link zu Franz Josef Wetz. Der Titel seiner Abhandlung: "Die Würde des Menschen: antastbar?", weckte mein sofortiges Interesse und ich begann zu lesen.

Gleich im ersten Absatz schreibt er:
... Art. 1 Abs. 1 GG lautet: "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt".
Doch wer kann auf Anhieb sagen, was der Ausdruck Menschenwürde bedeutet und worauf sich diese Idee im Ernstfall dann stützt? Vermutlich würden bei einer Umfrage in den Fußgängerzonen unserer Städte die meisten Bürger in Verlegenheit geraten, wenn man sie nach der Menschenwürde befragte, obgleich viele von uns diesen Begriff doch ganz selbstverständlich verwenden. So hört man häufig von würdelosen Zuständen überall auf der Welt oder dass die Würde - statt geachtet - mit Füßen getreten werde, dass etwas unter jemandes Würde sei. Aber was heißt das genau? Offenbar haftet dem Würdebegriff eine merkwürdige Vagheit an, die er mit anderen hohen populären Begriffen wie das "Gute" oder das "Schöne" teilt. Hier wie dort verschleiert das Pathos, das mit solchen Ausdrücken einherzugehen pflegt, allzu leicht deren Unbestimmtheit. Doch braucht man diese Worte im Grunde bloß auszusprechen, um schon über ihren hohlen Klang zu erschrecken. Die Sprache der großen Worte scheint mittlerweile verschlissen zu sein.

Das ist beunruhigend, bedenkt man, welche Geltung der Menschenwürde in unserem Gemeinwesen zukommt. Immerhin gilt sie als der höchste Wert unserer Gesellschaftsordnung - festgeschrieben durch Artikel 1 des Grundgesetzes. Auch fordert die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die am 10. Dezember 1998 den fünfzigsten Jahrestag ihrer Verkündigung feierte, eine weltweite Achtung der Menschenwürde. Allerdings gibt weder das Grundgesetz noch die allgemeine Menschenrechtserklärung klare Auskunft über Bedeutung und Begründung dieses glanzvollen Sprachgebildes. Heute ist die Menschenwürde nicht mehr nur in der konkreten Praxis gefährdet, sondern auch in der abstrakten Theorie; wir sind unsicher geworden, ob es sie überhaupt gib. ...

Desweiteren ist zu Lesen:
... So gründete beispielsweise Immanuel Kant im 18. Jahrhundert die Würde des Menschen ausschließlich auf dessen Selbstbewusstsein, Freiheit, Moralität und Vernunft - und gerade nicht auf dessen Gottebenbildlichkeit und Stellung in der Welt. Einerseits war er davon überzeugt, dass der Mensch ein vergänglicher Teil der Natur sei, andererseits betrachtete er ihn als eine aus der Natur herausgehobene Person mit besonderer Würde. Hierunter verstand Kant einen unbedingten, unvergleichlichen Wert, der über allen Preis erhaben sei. Einen Preis zu haben bedeutete dagegen für ihn, nur einen äußeren Wert zu besitzen und damit käuflich, austauschbar zu sein. Doch habe der Mensch als Vernunftwesen einen inneren Wert - eben Würde - und sei darum ebenso unersetzbar wie einmalig. Als geistig-sittliches Vernunftwesen erhebe der Mensch mit Recht Anspruch auf Achtung von seinesgleichen, wie er umgekehrt auch die Pflicht habe, andere zu achten. Darüber hinaus habe der Einzelne sogar Verpflichtungen sich selbst gegenüber; hierzu gehöre etwa, niemals vor anderen zu kriechen oder sich ihnen hündisch zu unterwerfen. Wer vor anderen freiwillig das Rückgrat beuge, um mit gekrümmtem Rücken und nach oben schielenden Augen um ihre Gunst zu buhlen, beleidige sich selbst. Erst ein Leben in gegenseitiger Anerkennung und aufrichtiger Selbstachtung ermögliche den aufrechen Gang, als die dem Menschen einzig angemessene Körper- und Geisteshaltung. Wer sich statt dessen vor seinen Nächsten zum Wurm mache, dürfe sich nachher nicht wundern, wenn man ihn mit Füßen trete. ...

Wer sich weiter informieren möchte, dem sei der nachfolgende Link ans Herz gelegt.

http://www.politische-bildung.de/niedersachsen/wuerde_menschen.pdf

Durch diesen Artikel weiß ich jetzt wofür es sich zu kämpfen und zu streiten lohnt.

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