Sonntag, 17. Mai 2009

Geben ~ Nehmen

"Geben ist seliger, denn Nehmen."

Damit hatte ich immer meine Schwierigkeiten. Mir leuchtet nicht ein, warum "Geben" besser sein soll "denn Nehmen". Nach meinem Verständnis, sind dies die zwei Seiten einer Münze.
Mir stellen sich dazu zwei Fragen:
  • Wem nutzt es, wenn ich immer gebe, jedoch selten nehme?
  • Wem schadet es?
Immer wieder treffen ich auf Menschen, bei denen ich das Gefühl habe, dass meine angebotene Hilfe, Aufmerksamkeit, kleine Präsente ..., diese oftmals in eine Zwangslage bringt. Ich habe dann den Eindruck, in ihren Gedanken bauen sie eine mathematische Gleichung auf.
  • Was wird von mir als Gegenleistung erwartet?
  • Warum bietet sie mir ihre Hilfe ..., überhaupt an?
Auf diese Weise zu kalkulieren, kann ungeahnte, zumeist negative Auswirkungen haben.
Stellt sich für mich die Frage: Wo ist die Ursache für derartiges Verhalten zu suchen?
Eine Möglichkeit könnte die "latente Erpressung" in unserem Erziehungssystem sein.
Es ist anzunehmen, dass die meisten von uns aus ihrer Kindheit, Sätze kennen, die da lauten:
  • Wenn du schön brav bist, dann.....
  • Wenn du dein Zimmer aufräumst, dann....
  • Wenn du gute Noten nach Hause bringst, dann....
Vor allem jedoch lernen wir:
  • Nichts gibt es umsonst.
  • Alles hat seinen Preis.
Wer derartiges verinnerlicht hat, erwartet zumeist beim "Geben" oder "Nehmen" eine Gegenleistung. Da viele dies oft ein Leben lang nicht durchschauen, ist es nahezu unmöglich hier eine Veränderung vorzunehmen. Somit geben wir unbewusst eine Anleitung zur Erziehung an unsere Kinder weiter, welche uns nicht dienlich sein kann. Diese wiederum an ihre Kinder usw. usw.

Meines Erachtens, ist dies ein grundlegender Fehler.

Durch Konditionierung dieser Art, haben wir verlernt, ohne Hintergedanken zu "Nehmen" und zu "Geben". Viele Gelegenheiten, dies wieder zu lernen, lassen wir ungenutzt verstreichen und weisen den der "Geben" will, mit Worten wie: Nein danke, das kann ich selber ......ab.
Sehr verletzend empfinde ich folgende Aussagen: Danke, das war aber nicht nötig, ....das hättest du aber nicht tun müssen.

Ich bin der festen Überzeugung, das Geben und Nehmen im Gleichgewicht sein müssen, um ihre Wirkung entfalten zu können.

Deshalb ist Nehmen genauso selig, wie Geben.

Vielleicht nimmt sich ja einmal jeder die Zeit, darüber nachzudenken ....

3 Kommentare:

  1. Es ist mir eine Freude den Kommentar von Aebby hier selbst einzustellen, da das Problem, welche seine persönliche Eingabe verhindert, noch nicht gelöst ist.

    Aebby hat gesagt:

    Da lohnt sich wirklich drüber nachzudenken. Das Bild mit den zwei Seiten einer Münze gefällt gefällt mir sehr gut. Die zwei Seiten sind untrennbar miteinander verbunden und sie sind gleich groß! Wie schon an anderer Stelle geschrieben - auf das Gleichgewicht kommt es an. Dieses nicht "nehmen wollen" ist mir sehr vertraut, es ist ein Ausdruck eines permanenten schlechten Gewisssens und der Angst, in der Geben/Nehmen Bilanz rote Zahlen zu schreiben.

    Ich denke dabei nicht nur an materielle Dinge, konkrete Hilfeleistungen, sondern auch auf einer weiteren Ebene an Zeit, Zuwendung und Liebe. Nur im Gleichgewicht wirkt es.

    Danke für den Gedankenanstoß, ich wünsche Dir noch ein schönes Wochenende,
    lg Aebby

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  2. Lieber Aebby,

    Du hast die Essenz meiner Aussage erfasst.

    Liebe Grüße
    Margitta

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  3. Eine Schulfreundin reagierte auf meinen Eintrag mit folgendem Kommentar, den ich mit ihrer Erlaubnis hiermit veröffentliche.

    S. hat gesagt:

    Hallo Margitta, jetzt hab ich mal Ruhe und möchte Dir kurz antworten. Ich glaube Du hast viel zu viel Zeit um über alles nachzudenken und alles zu analysieren. Die Zeit hat so schnell keiner - und das ist auch oft gut so.

    Mir gab Deine Geben und Nehmen Analyse sehr zu denken, dann hier habe ich so meine Probleme. Nicht mit dem Geben, sondern mit dem Nehmen. Ich habe auch die Eigenart verpackte Geschenke, deren Absender mit lieb ist, generell sehr lange aufzuheben und irgendwann in einer ruhigen Minute aufzupacken. SO habe ich immer einen lieben Gedanken im Vorbeigehen und freue mich monatelang an der bevorstehenden Überraschung. Der Grund für das schwer Annehmen-Können liegt, denke ich , bei mir zumindest, einfach, dass ich von früher her gewöhnt war, nichts wert, ja ein unerwünschtes Menschlein zu sein. Und das sitzt, glaube ich, ein Leben lang drin im Unterbewusstsein. Aber man soll nicht soviel Nachdenken - ist nicht gut.

    Das schöne Gedicht hast Du mir ja nach dem Klassentreffenzukommen lassen, es ist in meine Sammlung eingegangen. Eine Eigenart von mir, alle für mich schönen Gedichte zu sammeln, was ich nach der Wohnungsräumung meiner Mutter bemerkte - das habe ich anscheinend von ihr geerbt. Auch sie hatte zwei handschriftliche Gedichtsammlungen, hat selbst ja auch einen Gedichtband herausgegeben und viele Gedichte verfasst. Ja so gehn sie denn die Gene.

    Also Margitta, es ist grundsätzlich schon gut sich Gedanken zu machen, aber meist machen das die falschen Leute. So mach Dir nicht so viele Gedanken, lebe lieber, l e b e!, und genieße es. Es bringt Dir nicht viel, Du änderst Deine Veranlagung nicht und schon garnicht Dein Gegenüber, deine Mitmenschen. Nimm es einfach alles so wie es ist, glaub mir so ist es viel leichter!

    Herzlich - Deine S.

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